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02.02.2024

KABumm: Unsichtbare Arbeit macht menschliche Würde sichtbar

KABumm: Unsichtbare Arbeit mit menschliche Würde sichtbar. Unsichtbare Arbeit muss billig sein? Nein! Denn, wer unsichtbare Arbeit leistet, macht das wahre Leben und die Würde göttlicher Menschlichkeit sichtbar.

Unsere aktuelle Folge "KABumm" sehen Sie hier:

"KABumm" ist unser Informationsformat, in dem wir in regelmäßigen Abständen zu aktuellen sozialen und ethischen Themen zum Nachdenken und zum engagierten, demokratischen Handeln auf Basis christlicher Werte anregen.

 

Die ganze Predigt zum Thema finden Sie hier zum Nachlesen.

Freier Geist Gottes

1.    Geister, die entfremden

Jede Ära menschlicher Geschichte ist durch einen besonderen Geist geprägt. Heute ist es wohl der Geist des Fortschritts digitaler Technologien. Zu keinem Zeitpunkt der Geschichte entwickelten sich neue Technologien so rasant, wirkten Veränderungen so radikal wie heute. Vor sechzig Jahren entstanden Großrechner. Sie füllten einen ganzen Raum aus. Ein ganzes Team von Mitarbeitern war nötig, um sie zu bedienen. Vor 17 Jahren, 2007, kam das erste Smartphone auf den Markt. Ein Minirechner, den ich alleine bediene, mit dem ich den Großrechner wortwörtlich in die Tasche stecke.

Mitte der Neunziger etablierte sich das Internet. Ursprünglich wollten sich kreative Geister frei zusammentun, um sich zu vernetzen und so innovativ Zukunft gemeinsam zu gestalten. Davon ist das Internet heute weit entfernt. Es ist geprägt vom Konsum. Obwohl fünf Konzerne das Internet und die sozialen Medien im Würgegriff haben, präsentieren sie sich gerne als Gestalter von Freiheit.

Menschliche Grundbedürfnisse, eine Heimat finden, treue Freunde haben, akzeptiert und geliebt werden, sich miteinander austauschen, stehen nur scheinbar im Vordergrund. Letztendlich dienen sie allein als Aufhänger. Anstatt die Bedürfnisse der Menschen zu stillen, schlage ich aus ihnen Kapital. Der Mensch als Konsument, mehr noch als Produkt, der sich selber konsumiert, der sich selber vermarket. Es ist doch ein altes Verkaufsgeheimnis: Kenn ich den Kunden als Menschen gut, weiß ich, wie er fühlt und denkt, was er sich wünscht, dann habe die Schlüssel, um ihm etwas zielgerichtet verkaufen zu können.

Der Mensch degeneriert zum bloßen Benutzerkonto, zum auswechselbaren Account. Damit geht das Wesentliche des Menschen verloren, wird sich der Mensch selber fremd. Denn mit der digitalen Technologie wandelt sich zwischenmenschliche Kommunikation ebenso radikal und rasant. Verbindlichkeit verliert sich. Was eben noch galt, ist jetzt schon wieder verworfen. Alles scheint spontan verhandelbar, verschiebbar. Zugesagt und abgesagt wird, wie es beliebt. Beziehungen und Freundschaften werden ebenso schnell per Knopfruck geschlossen, wie auch wieder aufgelöst.

Der Geist der Digitalisierung ist ein Selbstläufer: Einmal gerufen, ist er nicht mehr zu aufzuhalten. Rasant und radikal wandelt sich auch die Arbeitswelt. Einst trieb der Mensch die Technik voran, er bestimmte, welche Aufgaben sie zu erfüllen hat. Die Technik war Diener des Menschen. Heute treibt die Technik den Menschen voran. Technik schafft dem Menschen an, welche Aufgaben er wann, wie und in welcher Taktung zu erledigen hat. Der Mensch - Diener der Technik.

Digitale Technik erhebt sich über den Menschen. Sie lässt ihn vergessen,

wer eigentlich die Frau und der Herr der Prozesse sein sollte.

Der Mensch wird sich fremd als Person, seine Mitmenschen und Arbeit werden ihm fremd. Der digitale Mensch degeneriert sich selbst.

 

2.    Geister, die mich Mensch werden lassen

Im Menschen, der von einem unreinen Geist besessen war, offenbart sich eben im Evangelium jener Typos Mensch, der sich selbst fremd geworden ist. Der unreine Geist in ihm, spricht alle jene Forderungen aus, die ihn besessen machen. Forderungen, die immer und immer wieder gestellt werden. Wenn ich einem Menschen einrede: „Du bist nur etwas wert, wenn du pausenlos mit dem rasanten Tempo mithältst“; glaubt er schließlich auch: „Ich bin nur etwas wert, wenn ich mit dem rasanten Tempo mitzuhalten vermag.

Die Forderung, mich ständig anzupassen, mich stets zu optimieren, ergreift von meinem Herz besitzt, macht mich besessen. Der Mensch vergisst sich, indem er sich anpasst an die Bedürfnisse der Technik und der Wirtschaft. Folglich konzentriert sich der Blick nur daraufhin, welche Eigenschaften hier nützlich sind. Allzu gern vergessen wir: In jedem Menschen schlummern Talente und Begabungen, in jeder Menschenseele liegt etwas Einzigartiges verborgen.

Der Mensch ist mir fremd, ich bin mir und der andere ist mir fremd geworden. Unser Geist ist besessen! 

Wer heute diesem Geist den Kampf ansagt, der wird, wie Jesus, mit Schreien rechnen müssen. Der muss sich auf Widerstand einstellen. Doch genau das ist Weg und Auftrag Jesu. Gott nahm in Christus Fleisch an, um uns die Wesensmerkmale zu offenbaren, die der Mensch und nur allein der Mensch besitzt. 

Dem Menschen zum Menschen zu machen, darin offenbart sich Jesu Vollmacht. Meine Macht besteht darin, es ihm gleich zu machen. Mich mir und meinem Wesen eigen zu machen, mich selber zu erkennen.

Als Mensch besitze ich Mitgefühl, will mit anderen zusammenarbeiten, suche zu kooperieren. Ich suche nach Gemeinschaft. Biblisch bedeutet Freiheit bei Freunden sein. Weder Technik noch Konsum machen frei, sondern, wer mit Freunden zusammen ist, ist wahrhaft ein freier Mensch. Zu meinem Wesen gehört Kreativität. Ich darf mich der Muße hingeben, mag Sport treiben, mich in der Kunst üben oder Musik machen. All das ohne Zweck, einfach, weil es Freude bereitet. Grundlegend gehört zu meinem Wesen schließlich, dass ich nach Sinn suche. Ich suche nach Sinn. Ich bin beseelt, weil der reine Geist Gottes in mir wohnt und gefunden werden will.

Ich darf getrost und mutig Zukunft gestalten, indem ich achtsam die Geister danach unterscheide: Dienen sie uns als Menschen? Helfen sie uns, besser Mensch zu sein? Verbünde ich mit Menschen und Gottes reinem Geist führt er uns alle in die wahre Weite seiner Freiheit. Eines nur muss ich tun: Mich mit beidem vertraut machen: Dem Geist Gottes und meinem menschlichen Wesen.

 

Amen.



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